Im Sommer 2017 sollte es für uns eine Woche lang nach Israel gehen. Unsere Ziele waren die Städte Tel Aviv, Jerusalem und das Tote Meer. Bereits bei der Einreise bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf die strengen Sicherheitsvorschriften im Land. Man händigte uns jeweils eine pinke und eine blaue Ausweiskarte aus, die wir immer bei uns behalten sollten, um später auch wieder ausreisen zu dürfen. Nach unserer Ankunft am Flughafen wollten wir mit dem Zug nach Tel Aviv fahren und bemerkten erst dann, dass bereits Shabbat war. Der öffentliche Verkehr steht in Israel wie fast alles andere ab dem späten Freitagnachmittag still.
Die Stadt steht still
Wir entschieden uns also für ein arabisches Taxi und stießen dabei auf den wahrscheinlich freundlichsten Taxifahrer der Welt. Unser Hostel – „The Postel“ – lag an der Grenze zum alten Stadtteil Jaffa in einer relativ heruntergekommenen Gasse, und war von außen auch nicht als solches erkennbar. Der Fahrer zweifelte etwas an unserer Entscheidung, hier aussteigen zu wollen, und wollte sich versichern, dass wir auch richtig waren. Er wartete am Ende der Straße bis wir ihm ein Zeichen gaben, dass es tatsächlich unser Hostel war. „The Postel“ – es erinnerte uns eher an eine Hippie Kommune in einem stillgelegten Postgebäude – war okay, wenn auch sehr chaotisch. Unsere Freude galt den zahlreichen Katzen auf der Straße.

Als erstes spazierten wir zum Strand, der nur einen Katzensprung entfernt war. Dort wurde der Beginn des Wochenendes von den Einheimischen ausgiebig genutzt, um Grillparties zu veranstalten, Sport zu treiben und selbst nach dem Sonnenuntergang noch im Meer zu baden. Von Hunger getrieben gingen wir am Abend in eine vegane Imbissbude, wo wir für sehr viel Geld wenig zu Essen bekamen. Danach spazierten wir in der Dunkelheit zurück durch den leeren Carmel Market, wo nachts Katzen und Kakerlaken herrschen.

Die Altstadt von Tel Aviv
Am nächsten Tag wollten wir zuerst die Altstadt Jaffa erkunden. Wir besichtigten den „Orangenbaum in der Orange“ und gingen weiter zu einem schönen, mit vielen Palmen bewachsenen Park, von dem aus man einen herrlichen Ausblick über die Stadt und die Skyline hat.



Da nach wie vor Shabbat war und viele Lokale geschlossen hatten, entschieden wir uns für das berüchtigte Restaurant „Abu Hassan“, über das wir viel gelesen hatten, und welches angeblich den besten Hummus der Stadt serviert. Die Vorwarnung, dass die Schlange meist bis hinaus auf die Straße reicht, erwies sich als wahr. An der Tür erwartete uns ein gestresster und quer über das ganze Lokal schreiender Chef, der seine Mitarbeiter hektisch herumkommandierte und den Gästen ihren Platz zuwies. Da wir nur zu zweit waren, bekamen wir schnell einen Sitzplatz an einem großen Tisch. Wir hatten uns noch nicht einmal hingesetzt, als wir schon Pita, Zitronensäure und rohe Zwiebeln serviert bekamen. Wir bestellten zwei Schüsseln Hummus, die nach nur wenigen Sekunden bereits auf dem Tisch standen.
Das Lokal war hoffnungslos überfüllt – obwohl die Gäste sofort nach dem Essen aufstanden und gingen. Die Kellner kommunizierten miteinander, indem sie ständig herumbrüllten, was für eine sehr hohe Lautstärke im Lokal sorgte. Wer lärmempfindlich ist und Platzangst hat, sollte wohl auf einen Besuch in diesem Restaurant verzichten. So lässt man sich aber sehr leckeren Hummus entgehen 😉

Wir aßen das Pitabrot, den Hummus und die Zwiebeln, wussten aber nichts mit der Zitronensäure anzufangen. Auch durch Beobachten der anderen Gäste wurden wir nicht schlauer. Wer die Lösung dieses Rätsels kennt, bitte melden! Diese Frage beschäftigt uns noch heute.

Bei einem kurzen Besuch in der Touristen-Info wollten wir uns nach dem Weg zum Toten Meer erkundigen, und ließen uns von einem jungen Mann beraten, mit dem wir auch über Österreich sprachen. Er sei dort vor kurzem auf Urlaub gewesen. Wir einigten uns darauf, dass Tel Aviv zu laut ist und in Wien zu viel geraucht wird. Er zeigte uns ein Foto von einem riesigen Schnitzel, das er in Wien gegessen hatte und erklärte uns, dass er Fan von Rapid Wien sei, seit er dort auf einem Spiel war. Er machte sich über die lockeren Sicherheitsvorkehrungen in österreichischen Stadien lustig, da trotz Kontrollen ständig etwas angezündet wurde.
Der Carmel Market in Tel Aviv
Anschließend liefen wir durch den Carmel Market, der ziemlich gut besucht war. Es roch wunderbar nach Gewürzen und frischem Obst. Wir kauften „die besten Datteln Israels“ und machten es uns anschließend im Schatten gemütlich.


Gegen Ende des Tages legten wir uns ein letztes Mal an den Strand von Tel Aviv. Obwohl Flut war, wagten wir uns in die meterhohen Wellen. Während wir im Wasser trieben, hörten wir aus Lautsprechern den Muezzin das Abendgebet sprechen. Ein junger Mann, der neben uns schwamm, war voller Glück und schwärmte vor sich hin: „Isn’t it beautiful? I come here every day.“ Am Strand genossen wir den Sonnenuntergang und beneideten die Glückseligkeit unserer neuen Bekanntschaft. Er saß auf den Steinen und blickte zufrieden aufs Meer.
Unser Fazit
Ein Fazit. Tel Aviv ist eine Stadt der extremen Kontraste. Luxushäuser stehen direkt neben heruntergekommenen, eingeschossigen Buden. Es wimmelt nur so von Katzen und Kakerlaken und alle 5 Meter die man geht hat man einen anderen Geruch in der Nase. Die Hauptstraßen sind von Palmen gesäumt, die Gassen von Kabeln und Klimageräten an den Häuserfassaden. Dank dieser Vielfältigkeit ist die Stadt definitiv einen Besuch wert – und man sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, kurz im Meer zu baden!

