Mit dem Bus ging es Richtung Jerusalem. Vorbei am Toten Meer und unzähligen Dattelpalmplantagen. Wir durchfuhren die Grenze zu den Palästinensischen Autonomiegebieten. Der Bus blieb dort jedoch nur in hoch bewachten und eingezäunten israelischen Siedlungen stehen. Ein seltsamer Anblick.

Wir kamen schließlich am belebten und chaotischen Hauptbahnhof von Jerusalem an und machten uns mit der Straßenbahn auf, in unser Quartier südwestlich der Altstadt. Dort hat man eine alte Gleisanlage in einen wunderschönen, grünen Park verwandelt – den HaMesila oder Train Track Park – der an einem alten Bahnhof namens The First Station endet. Diesen hat man ebenfalls renoviert und mit Kunst, Kultur und Restaurants wiederbelebt. Mehrmals gingen wir dort köstliche Falafel essen.

Drei Weltreligionen treffen aufeinander
Am nächsten Tag zogen wir trotz brütender Hitze lange Kleidung an, da wir die Altstadt von Jerusalem erkunden wollten und dies an manchen religiösen Stätten Vorschrift ist. Südlich der Stadtmauern, am Zion Gate, befindet sich der Eingang zum katholischen Friedhof, wo das Grab von Oskar Schindler liegt. Nach dem Grab mussten wir nicht lange suchen, da es jenes mit den meisten Steinen war. Eine Tradition, die Toten zu ehren und nicht zu vergessen.



Die Altstadt von Jerusalem besteht großteils aus engen Wegen, die von Marktständen gesäumt sind, was ein schnelles Durchkommen erschwert. Wir bewegten uns also gemächlich zur Klagemauer. Dort angekommen, gelangt man durch einen Metalldetektor auf den großen Vorplatz. Die Klagemauer ist strikt nach Geschlechtern getrennt, wobei den Frauen viel weniger Platz zugestanden wird. Männer müssen Kopfbedeckungen tragen, während Frauen ihre Schultern und Beine zu bedecken haben.






Den richtigen Weg zum Tempelberg zu finden war schwieriger als gedacht. Zuerst standen wir vor dem „falschen“ Eingang: Wie wir später erfuhren, durften dort nur Muslime passieren. Für alle anderen Besucher gibt es einen speziellen Eingang über die hölzerne Mughabi-Brücke. Gläubigen Juden wird dort von ultra-orthodoxen Rabbinern der Zutritt zum Tempelberg verboten. Zur Gebetszeit am Nachmittag wird der Tempelberg in Jerusalem geschlossen. Weil wir spät dran waren, konnten wir nur einen kurzen Blick auf den Felsendom werfen.


Unser nächstes Ziel: Der Ölberg außerhalb der Stadtmauern. Wir verirrten uns auf der Suche nach dem Lion’s Gate, landeten im muslimischen Viertel und standen vor Soldaten die uns den Weg versperrten.
Der Fußweg den Ölberg hinauf war schweißtreibend. Endlich oben angekommen hatten wir aber einen großzügigen Blick auf die Altstadt und den Tempelberg. Als das muslimische Gebet aus den Minaretten ertönte, lag plötzlich etwas mystisches und beruhigendes über der Stadt.


Als nächstes wollten wir uns die Grabeskirche von innen ansehen – die heiligste Stätte im Christentum und angeblich die Stelle, an der Jesus gekreuzigt wurde und auferstanden ist. Die Gläubigen zelebrierten dort ein merkwürdiges Ritual, küssten eine Steinplatte am Boden – den Salbungsstein – und rieben verschiedene Gegenstände an ihr.


Yad Vashem in Jerusalem
Yad Vashem ist die wichtigste Gedenkstätte, die an die Judenvernichtung erinnert und sie heute noch dokumentiert. Der Eintritt ist frei. Für eine Gebühr von 25 Schekel gibt es einen Audioguide, der sich wirklich lohnt. Yad Vashem ist ein sehr beeindruckendes und berührendes Museum. Der Organisation ist es wichtig, Einzelschicksale und Erinnerungen von ermordeten Menschen zu beleuchten und zu erhalten. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, so vielen Opfern wie möglich Namen und ein Gesicht zu geben…
Einem Mann, der seinem Vater nicht geholfen hat um zu überleben. Einer Frau, die ihre kranke Schwester wochenlang auf ihrer Flucht mit sich gezerrt hat. Einem Bub, der sich in einer Grube voll Leichen tot stellt um zu überleben.

Ort der Erinnerung
Man kann es kaum in Worte fassen was man in der Halle der Erinnerung, der Halle der Namen oder dem Denkmal für die Kinder fühlt. Es macht ohnmächtig und nachdenklich. Trotzdem ist es gut, dass es diesen Ort gibt, denn die Verbrechen dürfen niemals vergessen werden.
